Pädagogisches Profil
„Die Aufgabe des Erziehers ist es, dem Kind das Recht zu verschaffen, Kind zu sein!“
(Verfasser unbekannt)
Unser Bild vom Kind
Unser „Bild vom Kind“, das heißt, was wir denken, wie Kinder sind und was sie für ihre Entwicklung bauchen, beeinflusst wesentlich unser pädagogisches Denken und Handeln.
Manfred Spitzer (Hirnforscher und Neurowissenschaftler) sagt: „Der Säugling kann potentiell alles, real nichts!“
Wenn wir die Erkenntnisse zu denen die Hirn- und Säuglingsforschung bisher gelangt ist in unser Denken und Handeln mit einbeziehen, müssen wir davon ausgehen, dass Kinder, wenn sie gesund sind, von Geburt an alle Möglichkeiten haben. Sie sind ausgestattet mit allen Kompetenzen die sie für ihre Weiterentwicklung brauchen.
Diese Erkenntnis stützt unser Bild vom Kind, wenn wir es als „Akteur seiner eigenen Entwicklung“ bezeichnen.
Das Kind ist von Anfang an …
… ein für sich selbst aktiv handelndes Individuum.
… Motor seiner eigenen Entwicklung, insbesondere durch Bewegung/Tätigkeit.
… eine kompetente, fähige und absichtsvolle Persönlichkeit.
… ein Weltentdecker.
… zur Selbstbestimmung und Autonomie fähig.
Unser Verständnis vom Lernen
Basierend auf unserer Sicht auf die Kinder, gehen wir davon aus, dass Lernen nichts mit dem zu tun hat was wir hinlänglich als reine Wissensvermittlung verstehen. Frühkindliches Lernen hat vielmehr zu tun mit dem Erleben und dem Begreifen (im wahrsten Sinne des Wortes) von Erfahrungszusammenhängen, durch Eroberung und Deutung der eigenen Lebenswelt.
Lernen wird motiviert durch: Interesse, Neugier, Entdeckungslust, Bewegungsfreude, Zeit, ansprechende altersgerechte Materialien, anregende Raumgestaltung (drinnen und draußen), Erfahrungsräume auch außerhalb der Einrichtung, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Mitbestimmung.
Das Begreifen von Sinnzusammenhängen und die Verknüpfung von neuen Erfahrungen mit bereits vorhandenen. Lernen und Selbstbildung mit allen Sinnen und Freude, durch eigenes Handeln, nachahmen, wiederholen und variieren. Das setzt Freiwilligkeit und eine gute, verlässliche Beziehung zu den Bezugspersonen voraus. Wissend „… dass Lernen und Beteiligung nicht immer in den logischen Bahnen verläuft wie Erwachsene sich das vorstellen.“ (Dr. Erika Kazemi-Veisari aus „Beobachten um zu verstehen“ TPS 2 , 2004, S. 10-14)
Unsere Rolle als Erzieher/-innen
Wenn Bildung immer Aktivität des Kindes, also nur Selbstbildung ist und sein kann, bleiben für Erziehung als Aktivität der Erwachsenen grundsätzlich zwei Formen, über die sie mit Bildung in Verbindung gebracht werden kann:
1. Gestaltung der Umwelt des Kindes
Dazu gehört:
- die Architektur der Kindertageseinrichtung und die Anlage des Freigeländes, im engeren Sinne die Raumgestaltung und die materielle Ausstattung der Einrichtung;
- die Gestaltung der Zeitstrukturen und Situationen.
2. Die Gestaltung der Interaktion zwischen Erwachsenen und Kind
(aus „Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit“ von H.-J. Laewn u. Beate Andres)
Unser pädagogisches Handeln ist geprägt von einer wertschätzenden Haltung und Respekt vor der Einzigartigkeit und Individualität eines jeden Kindes, dass uns anvertraut wird. Wir sehen es als unsere Aufgabe, das bereits in der ersten Lebensphase erworbene Vertrauen zu sich Selbst und zu Anderen zu vertiefen und aufzubauen.
Wir wollen versuchen jedes Kind in seiner Persönlichkeit anzunehmen, seine Lebenswirklichkeit und Biografie wahr zu nehmen, seine Sorgen und Nöte ernst zu nehmen und seine Freude und sein Glück zu teilen. So möchten wir eine emotionale Verbundenheit herstellen und den Kindern bei uns im „Lydia Kindergarten“ eine Atmosphäre der Geborgenheit vermitteln.
Unser pädagogisches Handeln motiviert durch den Wunsch nach:
- starken, zufriedenen Kindern
- selbstständigen, mutigen Kindern
- gemeinschaftsfähigen, fröhlichen Kindern
- achtsamen, respektvollen Kindern
- interessierten, neugierigen Kindern
Wir begleiten die Kinder, indem wir ihre individuellen Schritte anerkennen, ihnen Zeit dafür verschaffen, sie ermutigen und loben.
Wir unterstützen den natürlichen Drang des Kindes zum selbständigen Tun und ermöglichen so die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, Freude und Stolz über gelungene Handlungen.
Wir ermöglichen und begleiten Gemeinschaftserfahrungen, z.B. bei gemeinsamen Mahlzeiten, Ausflügen, Gottesdiensten, Festen und Feiern.
Wir sind uns unserer Vorbildfunktion bewusst und achten auf einen respektvollen und achtsamen Umgang mit Mensch, Natur und Sachen.
Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten eine anregende Umgebung zu schaffen, die die Kinder unterstützt ihre Potentiale zu entfalten.
Wir schaffen Impulse in den unterschiedlichsten Bildungsbereichen, die es ermöglichen sich ein erstes Weltwissen anzueignen. Dabei vertrauen wir darauf, dass jedes Kind neugierig ist, lernen will und lernen kann.
Wir bemühen uns dabei Kinderzeiten ohne Zerteilung erlebbar, Kinderräume in größeren Grenzen und Kinderwelten in Zusammenhängen begreifbar zu machen.
Wir haben Geduld und Verständnis für die Wege die es dabei einschlägt.
Gedicht vom Spinatesser
Bevor Olaf Grunholm
die Brücke über den
hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um
vollenden kann,
wird er verschleppt.
Olaf ist drei Jahre alt.
Man hat ihn
von seinen Bausteinen
zum Spinatessen geholt.
Es stehen viele halbfertige Brücken
am hellgrünen, reißenden Fluss Tra-Um.
Als er nach langer Zeit
zu seiner Arbeit zurückkehren darf
hat er das Geheimnis vergessen;
die Brücke
wird nie mehr zu Ende gebaut.
(Josef Reding aus „kindergarten heute“, 1/2015, S.1)