In Werther gab es eine jüdische Gemeinde, eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof. Auch in Werther erlebte die jüdische Bevölkerung Ausgrenzung und Gewalt, sie wurde zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen oder ermordet. Auch in Werther gab es Menschen, die diese Verbrechen guthießen und sich sogar daran beteiligten. Sie tauchen in der Installation nicht auf. Sie stören die Begegnung der Betrachter mit der Familie nicht. Doch durch die Worte von Kurt Wilhelm Weinberg, Mias Vater, durch seine Geschichten und Erinnerungen, tauchen deren Taten wieder auf.
Die Künstlerin begab sich auf die Spur der eigenen Herkunft und wurde von ihrem Vater begleitet auf der Suche nach der eigenen Identität: Was verbindet sie mit Werther? Was mit den allein durch historische Fotografien bekannten Vorfahren, die bis zur erzwungenen Aufgabe der Geschäfte 1938 eine Zigarrenfabrik im „Haus Werther“ betrieben? Wie bestimmt die Geschichte der Familie ihren Weg als Künstlerin, ihre Identität, ihr heutiges Leben? Und wie verhalten wir uns zu unserer Geschichte, wenn in der Installation heute verlorene Orte jüdischen Lebens in Werther auf unsere Körper projiziert werden und wir gleichzeitig von Vertreibungen und Ermordungen hören? Auch wir sind Teil dieses Vermächtnisses.
Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Museums Peter August Böckstiegel. Sie wird begleitet von einem Katalog in deutscher und englischer Sprache sowie von einer Medienstation mit erläuternden Filmsequenzen. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der Gemeinde (Montag, Dienstag, Donnerstag 14-17.30 Uhr; Mittwoch 11-13 Uhr) nach schriftlicher Voranmeldung per E-Mail unter info@juedische-gemeinde-bielefeld.de besichtigt werden.