Mit ihrer Inszenierung ermöglichten die Schauspielerinnen Laura Parker, Alina Tinnefeld und Karina Scheithauer dem Publikum Zugang zu dem als schwere Kost geltenden Thema PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung). Von bewegenden Videoprojektionen, Livemusik und -gesang untermalt, zeigten die Schauspielerinnen sensibel und dennoch eindringlich die Gefühlswelten und Zustände von PTBS-Betroffenen, wobei auch die Perspektiven von Angehörigen und der Gesellschaft berücksichtigt wurden.
Das Publikum wurde in das schlichte, sich chamäleonartig dem Spiel der Schauspielerinnen anpassende Bühnenbild hineingesogen und pointiert in verschiedene Gefühlswelten getaucht. Teils überfallartig wurden innere Zerrissenheit, Einsamkeit, Gewaltausbrüche und Suchtverhalten gezeigt. Wie gespenstisch wirkte das plötzliche Heraustreten aus dem eigenen Körper. Die unkontrollierbare Wucht und Stille der Wahrnehmungen traumatisierter Menschen aus verschiedenen Perspektiven, auch Nicht -Betroffener, machte das Theaterstück so menschlich erlebbar. Die Zuschauer fühlten sich an vielen Stellen betroffen, ertappt und abgeholt. Durch unerwartete auflockernde Schauspiel-, Musik- und Gesangelemente schaffte es das Ensemble, das Publikum aus der immer wieder entstehenden Anspannung zu lösen.
Eine der vielen Botschaften von „Ohne Grund“ ist „Hört uns! Schaut hin! Das geschieht in uns, nicht ohne Grund!“. Das bewegte Publikum konnte nach der Aufführung vor Ort die Ausstellung einer betroffenen Künstlerin betrachten. Sie stellte ihre tief bewegenden Bilder zur Verfügung, die sie im Rahmen ihrer Therapien gemalt hatte. Im Verlauf des gesprächsreichen Ausklangs des Abends standen die Schauspielerinnen, der Frauennotruf Bielefeld und die Präventionsbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Bielefeld für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.
Text: Dr. Justus Wilke